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Man weiß als Unternehmen heutzutage gar nicht wo man anfangen soll die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Und das hat nichts mehr mit Jammern auf hohem Niveau zu tun- was mittlerweile von uns mittelständischen Unternehmen abverlangt wird, ist an Sinnlosigkeit, Unbedachtheit und Bürokratie kaum noch zu überbieten.  Die Personalpower, um die ganzen Statistiken, Erhebungen und Verordnungen zu bearbeiten, fehlt ganz einfach einem Handwerksbetrieb wie unserem, der bald am liebsten 15€ Mindestlohn zahlen muss. Während unsere unmittelbaren Konkurrenten in der Porzellanindustrie, z.B. in Portugal oder Spanien, noch weit unter 10€ Stundenlohn sind, müssen wir- so sehr wir unseren Mitarbeitern auch die 15 € gönnen- bald mit der weißen Fahne in Richtung Portugal, Spanien und Fernost winken. Die deutsche Wirtschaft wird somit ganz still und leise abgeschafft. Nebenbei machen wir uns schön von allen anderen abhängig, sei es bezahlbare Energie, seien es Qualitätswaren wie Porzellan oder einst die Automobilindustrie. Bravo. Wer seine Produktion jetzt noch nicht ins Ausland verlagert hat, ist entweder dumm, oder will -wie wir- aus patriotischen und nachhaltigen Gründen an dem Produktionsstandort Deutschland festhalten, und kann deshalb einfach keine attraktiven Löhne mit der Gießkanne ausschütten. Und tut er dies doch, so wird das Produkt so teuer, dass es schließlich keiner mehr kaufen will oder kann. Und dann braucht man sich nicht wundern, wenn ein Traditionsunternehmen, wie aktuell Rosenthal, Betriebsteile schließen muss, um sich noch irgendwie vor der Pleite zu retten.

Bürokratieabbau? Genau das Gegenteil passiert derzeit für uns als Unternehmer. Neulich flatterte eine neue Statistik ins Haus, die wir ab Januar 2025, mit monatlicher Frist elektronisch versenden müssen. Darin wird unter anderem der höchste Schulabschluss, die wöchentlichen Arbeitsstunden und natürlich der Verdienst abgefragt. Mir als Lohnbuchhalterin/Finanzbuchhalterin/Einkäuferin/Statistikbearbeiterin/Marketingabteilung/Mädchen-für-alles stellt sich da natürlich die Frage: wann sollen wir das bitteschön noch machen und was geht die das überhaupt an?? Im Zweifel interessiert uns bei der Einstellung neuer Mitarbeiter noch nicht einmal der höchste Schulabschluss, sofern der- oder diejenige eine vernünftige Arbeit macht. Es ist nämlich tatsächlich schwer, überhaupt jemanden für eine Tätigkeit in einem Handwerksbetrieb zu finden, auch wenn das Leute aus dem realitätsfernen Berlin oder Brüssel wahrscheinlich überraschen mag. Ist man hierzulande nämlich nicht beim Staat oder über den Staat angestellt, oder kann seine Entlohnung in irgendeiner Weise über Gewerkschaften beeinflussen, für den stellt sich nämlich rechnerisch die folgende Frage: wieviel weniger habe ich monatlich zum Leben, wenn ich gar nicht mehr arbeiten gehe? Bürgergeld ist davon wahrscheinlich gar nicht mehr so weit entfernt. Ist das nicht erschreckend?! Man muss jemanden diesen Gedanken noch nicht mal aussprechen hören. Allein die Möglichkeit, dass es sich vielleicht nicht mehr lohnen könnte, arbeiten zu gehen, sagt alles über die Wirtschaft und die Sozialpolitik in Deutschland aus, was viele junge Menschen wissen möchten. Ich, als Kind der 90er, kann noch mit Bestimmtheit sagen, ich wurde nicht mit einer solchen Einstellung zur Arbeit erzogen, aber ich kenne viele ältere und auch jüngere Menschen, denen diese Lebenseinstellung abhandengekommen ist- und man kann es ihnen noch nicht einmal verübeln.

An dieser Stelle muss ich auch wieder mit Bauchschmerzen an die vielen Hilferufe aus dem Handwerk denken, was die Unternehmensnachfolge anbelangt. Denn neben den anderen oben genannten Aufgaben hier im Unternehmen kommt für mich persönlich noch hinzu, dass wir ein Familienunternehmen sind. Etwas, auf dass man auch stolz ist, und dass man gern mit seiner Arbeitskraft und Ideen unterstützt, wo das Herz einfach dran hängt. Leider musste auch meine Generation in den letzten Jahren eine wirtschaftliche Entwicklung miterleben, die von industrieller Abwanderung, immer mehr Auflagen, Verordnungen und Bürokratie geprägt ist. Kurzum: Steine, die sich heutzutage keiner mehr freiwillig um die Knöchel bindet. Denn sie sind so groß und so schwer wie Sträflingsketten für den mittelständischen Unternehmer. Der junge Mensch, der vor einigen Jahren noch an die Machbarkeit und an die Vereinbarkeit von Familie und Betrieb glaubte, ist spätestens jetzt unsanft in der Realität angekommen, und kann nicht umhin sich zu fragen: „Will ich mir DAS wirklich antun?!“. Und die Generation der Senior Chefs kann mittlerweile nichts weiter tun als zu sagen „Ja…überleg dir das lieber gut…“

Danke, liebe Bundesregierung, liebe EU, das ist allein EUER Verdienst. Dafür gibt es bestimmt einen ordentlichen Bonus.